Heizkosten und Warmwasser bei Grundsicherung 2026: Was wird übernommen?

Heizkosten sind ein wichtiger Bestandteil der Kosten der Unterkunft (KdU). Anders als die Miete gibt es hier keine festen Obergrenzen, aber Richtwerte für angemessenes Heizen. Dieser Ratgeber erklärt, wie Heizkosten und Warmwasser bei der Grundsicherung behandelt werden.

Das Wichtigste in Kürze

Heizkosten bei Grundsicherung:

• Tatsächliche Kosten werden übernommen, wenn angemessen
• Richtwert: ca. 1,20-1,50 € pro m² und Monat (je nach Heizart)
• Warmwasser: 2,3% Mehrbedarf oder Pauschale vom Regelsatz
• Nachzahlungen: Werden übernommen, wenn angemessen
• Guthaben: Wird als Einkommen angerechnet

Wie werden Heizkosten berechnet?

Übernahme der tatsächlichen Kosten

Grundsätzlich werden die tatsächlichen Heizkosten übernommen:

Angemessenheitsprüfung

Heizkosten werden auf Angemessenheit geprüft:

Kriterien für Angemessenheit:

• Wohnungsgröße
• Bauzustand/Dämmung
• Heizungsart
• Klimatische Bedingungen
• Persönliche Umstände (Krankheit, Alter)

Richtwerte für angemessene Heizkosten

Nach Heizungsart

Berechnungsbeispiel

50 m² Wohnung mit Gasheizung:

• Richtwert: 13 € pro m²/Jahr
• Jährliche Heizkosten: 50 × 13 = 650 €
• Monatlich: ca. 54 €

Bundesweiter Heizspiegel als Orientierung

Der Bundesweite Heizspiegel liefert Vergleichswerte:

Hinweis: "Zu hoch" bedeutet nicht automatisch "unangemessen". Alte Gebäude, kalte Winter oder gesundheitliche Gründe können höhere Kosten rechtfertigen.

Warmwasser: Zentral vs. Dezentral

Zentrale Warmwasserbereitung

Bei zentraler Warmwasserbereitung (über Heizung):

• Kosten sind Teil der Heizkosten
• Werden als KdU übernommen
• Keine gesonderte Abrechnung nötig

Dezentrale Warmwasserbereitung

Bei dezentraler Warmwasserbereitung (Durchlauferhitzer, Boiler):

• Stromkosten für Warmwasser sind nicht in KdU enthalten
• Stattdessen: Mehrbedarf für dezentrale Warmwassererzeugung

Mehrbedarf Warmwasser (2,3% vom Regelsatz):

Beispielrechnung: 3-Personen-Haushalt mit Durchlauferhitzer

Bedarfsgemeinschaft:

• Elternteil 1 (Stufe 2): 506 € + 11,64 € Mehrbedarf
• Elternteil 2 (Stufe 2): 506 € + 11,64 € Mehrbedarf
• Kind 10 Jahre (Stufe 5): 390 € + 8,97 € Mehrbedarf
• Gesamt-Mehrbedarf Warmwasser: 32,25 €/Monat

Heizkostennachzahlungen

Übernahme von Nachzahlungen

Heizkostennachzahlungen werden übernommen, wenn:

• Die Heizkosten insgesamt angemessen waren
• Sie die Nachzahlung sofort dem Jobcenter melden
• Keine Verschwendung vorliegt

Ablauf bei Nachzahlung

Nebenkostenabrechnung erhalten
         ↓
Sofort beim Jobcenter vorlegen
         ↓
Prüfung der Angemessenheit
         ↓
   ┌─────────────────────────┐
   ↓                         ↓
Angemessen              Unangemessen
   ↓                         ↓
Übernahme              Teilübernahme
                       oder Ablehnung

Wichtig: Fristen beachten

• Sofort melden: Nachzahlung unverzüglich beim Jobcenter anzeigen
• Fälligkeit: Nachzahlung ist meist innerhalb von Wochen fällig
• Vorschuss: Bei Notlage Vorschuss beantragen

Musterformulierung für Antrag

"Ich habe am [Datum] die Nebenkostenabrechnung für [Zeitraum] erhalten. Es ergibt sich eine Nachzahlung von [Betrag] €. Ich beantrage die Übernahme dieser Kosten als Teil der Kosten der Unterkunft. Die Abrechnung liegt bei."

Heizkosten-Guthaben

Anrechnung als Einkommen

Ein Heizkosten-Guthaben wird als Einkommen angerechnet:

• Guthaben mindert die KdU im Folgemonat
• Oder: Wird auf 6 Monate verteilt
• Ausnahme: Bereits aus eigenen Mitteln gezahlte Heizkosten

Beispiel

Situation: 150 € Guthaben aus Nebenkostenabrechnung

Folge:

• KdU im nächsten Monat wird um 150 € gekürzt
• Oder: 6 Monate × 25 € weniger KdU

Was tun bei zu hohen Heizkosten?

Wenn das Jobcenter Kosten als "zu hoch" einstuft

1. Anhörung: Jobcenter muss Sie anhören
2. Begründung: Sie können Gründe nennen (Altbau, Krankheit)
3. Kostensenkung: Ggf. Aufforderung zur Senkung
4. Widerspruch: Bei ungerechtfertigter Kürzung

Berechtigte Gründe für höhere Heizkosten

Energiesparen - aber richtig

Tipps zum Sparen ohne zu frieren:

• Heizkörper nicht zustellen
• Stoßlüften statt Dauerlüften
• Türen zu ungeheizten Räumen schließen
• Thermostatventile nutzen
• Nachts Temperatur senken (nicht unter 16°C)

Wichtig: Zu starkes Herunterdrehen kann zu Schimmel führen - das wird teurer!

Sonderfälle

Ölheizung: Tankfüllung

Bei Ölheizung werden die Kosten für Heizöl übernommen:

• Antrag auf Brennstoffbeihilfe stellen
• Kostenvoranschlag beilegen
• Jobcenter zahlt direkt an Lieferant oder erstattet

Strom für Heizung (Nachtspeicher)

Bei elektrischer Heizung:

• Strom für Heizung = KdU (wird übernommen)
• Strom für Haushalt = im Regelsatz enthalten
• Wichtig: Verbrauch trennen/schätzen lassen

Holz- oder Pelletheizung

Bei Holz-/Pelletheizung:

• Kosten für Brennstoff werden übernommen
• Lieferscheine als Nachweis aufbewahren
• Ggf. Vorschuss für Brennstoffkauf beantragen

Häufige Fragen

Werden Heizkosten komplett übernommen?

Ja, wenn sie angemessen sind. Die tatsächlichen Heizkosten werden übernommen, solange sie nicht deutlich über dem Durchschnitt für vergleichbare Wohnungen liegen. Bei zu hohen Kosten kann das Jobcenter zur Kostensenkung auffordern.

Was ist der Unterschied zwischen Warm- und Kaltmiete?

Die Kaltmiete ist die reine Grundmiete. Die Warmmiete enthält zusätzlich die Heiz- und Warmwasserkosten. Das Jobcenter unterscheidet zwischen Bruttokaltmiete (Kaltmiete + kalte Nebenkosten) und Heizkosten (separater Posten).

Muss ich Heizkosten-Nachzahlungen selbst zahlen?

Nein, wenn die Heizkosten insgesamt angemessen waren, übernimmt das Jobcenter auch Nachzahlungen. Wichtig: Melden Sie die Nachzahlung sofort beim Jobcenter und legen Sie die Abrechnung vor.

Was passiert bei einem Heizkosten-Guthaben?

Ein Guthaben aus der Nebenkostenabrechnung wird als Einkommen angerechnet. Es mindert Ihren Grundsicherungsanspruch im Folgemonat oder wird auf mehrere Monate verteilt.

Ich habe einen Durchlauferhitzer. Werden die Kosten übernommen?

Bei dezentraler Warmwasserbereitung (Durchlauferhitzer, Boiler) erhalten Sie einen Mehrbedarf von 2,3% des Regelsatzes - das sind z.B. 12,95 € bei Bedarfsstufe 1. Die tatsächlichen Stromkosten werden nicht separat übernommen.

Kann das Jobcenter verlangen, dass ich weniger heize?

Ja, bei deutlich überdurchschnittlichen Heizkosten kann das Jobcenter zur Kostensenkung auffordern. Allerdings müssen besondere Umstände (Altbau, Krankheit) berücksichtigt werden. Gegen ungerechtfertigte Forderungen können Sie Widerspruch einlegen.

Fazit

Heizkosten werden bei der Grundsicherung in tatsächlicher Höhe übernommen, wenn sie angemessen sind. Der Richtwert liegt bei etwa 1,00-1,50 € pro m² und Monat. Bei dezentraler Warmwasserbereitung gibt es einen Mehrbedarf von 2,3%. Nachzahlungen werden übernommen - melden Sie diese sofort beim Jobcenter.

Unsere Tipps:

• Nebenkostenabrechnungen sofort vorlegen
• Bei Nachzahlungen: Sofort beantragen
• Gründe für höheren Verbrauch dokumentieren
• Bei Kürzungen: Widerspruch prüfen

Weiterführende Informationen

• Kosten der Unterkunft (KdU) 2026
• Mietobergrenzen in Großstädten
• Widerspruch einlegen - Anleitung
• Beratungsstellen finden

Nutzen Sie auch unseren Grundsicherung-Rechner für eine individuelle Berechnung.

Quellen

• Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Kosten der Unterkunft
• Heizspiegel: Bundesweiter Heizspiegel
• SGB II § 22: Bedarfe für Unterkunft und Heizung

Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: Dezember 2025

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Rechtlicher Hinweis: Die Informationen ersetzen keine Rechtsberatung. Bei Streitigkeiten über Heizkosten empfehlen wir, eine Sozialberatungsstelle zu konsultieren.