Grundsicherung beantragen 2026: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die Grundsicherung für Arbeitssuchende (ab 2026 Nachfolger des Bürgergelds) sichert das Existenzminimum. Dieser Ratgeber führt Sie Schritt für Schritt durch den Antragsprozess - von der Vorbereitung bis zum Bescheid.

Das Wichtigste in Kürze

Antragstellung auf einen Blick:

• Wo: Beim örtlichen Jobcenter
• Wie: Persönlich, online oder per Post
• Wann: Ab dem 1. des Monats, in dem Hilfebedürftigkeit eintritt
• Wichtig: Antrag wirkt auf den Monatsersten zurück!
• Dauer: Meist 4-8 Wochen bis zum Bescheid

Schritt 1: Voraussetzungen prüfen

Wer hat Anspruch?

Wer ist NICHT anspruchsberechtigt?

• Personen im Rentenalter (→ Grundsicherung im Alter)
• Vollzeit-Studierende (→ BAföG)
• Vollzeit-Schüler an allgemeinbildenden Schulen
• Personen ohne Aufenthaltsrecht
• Vollständig Erwerbsgeminderte (→ Sozialhilfe)

Schritt 2: Zuständiges Jobcenter finden

So finden Sie Ihr Jobcenter

Ihr zuständiges Jobcenter richtet sich nach Ihrem Wohnort:

1. Online: Dienststellensuche der Bundesagentur
2. Telefonisch: Bundesweite Hotline 0800 4 555500 (kostenfrei)
3. Persönlich: Gemeindeverwaltung fragen

Öffnungszeiten

Tipp: Für den Erstantrag empfiehlt sich ein persönlicher Termin - so können Fragen direkt geklärt werden.

Schritt 3: Unterlagen sammeln

Checkliste: Benötigte Unterlagen

Persönliche Dokumente

• Personalausweis oder Reisepass (Kopie)
• Meldebescheinigung (falls angefordert)
• Aufenthaltstitel (bei Nicht-EU-Bürgern)
• Geburtsurkunden der Kinder
• Heiratsurkunde / Scheidungsurteil

Wohnen

• Mietvertrag (vollständig)
• Letzte Nebenkostenabrechnung
• Nachweis Heizkosten (falls separat)
• Bei Eigentum: Grundbuchauszug, Kreditverträge

Einkommen

• Lohnabrechnungen der letzten 3 Monate
• Arbeitsvertrag
• Kündigungsschreiben (falls vorhanden)
• ALG I-Bescheid (falls vorhanden)
• Kindergeldbescheid
• Unterhaltsnachweise
• Rentenbescheid (falls zutreffend)
• Sonstige Einkünfte (Vermietung, etc.)

Vermögen

• Kontoauszüge aller Konten (letzte 3 Monate, lückenlos!)
• Sparbücher / Festgeldkonten
• Depot-Auszüge (Aktien, Fonds)
• Lebensversicherungen (Rückkaufswert)
• Fahrzeugbrief (KFZ)
• Grundbuchauszug (bei Immobilien)

Versicherungen

• Krankenversicherungsnachweis
• Rentenversicherungsverlauf
• Weitere Versicherungen (Haftpflicht, etc.)

Bei Selbstständigkeit

• Gewerbeanmeldung / Freiberufler-Anmeldung
• Letzte Steuererklärung mit Bescheid
• BWA / EÜR der letzten Monate
• Geschäftskontoauszüge

Schritt 4: Antrag stellen

Option A: Online-Antrag (empfohlen)

Vorteile:

• Rund um die Uhr möglich
• Sofortige Eingangsbestätigung
• Unterlagen digital hochladen
• Status online verfolgen

So geht's:

1. Auf arbeitsagentur.de registrieren
2. "Antrag auf Bürgergeld / Grundsicherung" auswählen
3. Formulare ausfüllen
4. Unterlagen als PDF/Foto hochladen
5. Antrag absenden

Option B: Persönlicher Termin

Vorteile:

• Direkte Beratung
• Fragen können sofort geklärt werden
• Hilfe beim Ausfüllen

So geht's:

1. Termin beim Jobcenter vereinbaren
2. Alle Unterlagen mitbringen
3. Formulare vor Ort ausfüllen
4. Eingangsbestätigung mitnehmen

Option C: Postalische Antragstellung

So geht's:

1. Formulare herunterladen oder abholen
2. Vollständig ausfüllen
3. Kopien aller Unterlagen beilegen (keine Originale!)
4. Per Einschreiben senden
5. Kopie des Antrags behalten

Wichtig: Formloser Antrag

Tipp: Im Notfall reicht ein formloser Antrag zur Fristwahrung!

"Ich beantrage hiermit Leistungen zur Grundsicherung für Arbeitssuchende nach SGB II. Die vollständigen Unterlagen reiche ich nach."

Dieses Schreiben sichert Ihren Anspruch ab dem Monatsersten!

Schritt 5: Nach der Antragstellung

Was passiert jetzt?

Bei Nachforderungen

Wenn Unterlagen fehlen:

1. Frist beachten (meist 2 Wochen)
2. Vollständig nachreichen
3. Kopie behalten
4. Nachsendebestätigung aufbewahren

Vorschuss bei dringendem Bedarf

Bei finanzieller Notlage während der Bearbeitung:

• Vorschuss beantragen (schriftlich)
• Dringenden Bedarf schildern (Miete, Strom, Lebensmittel)
• Wird später mit Bewilligung verrechnet

Schritt 6: Bescheid prüfen

Was steht im Bescheid?

Bei Fehlern: Widerspruch

Frist: 1 Monat nach Zustellung

Form: Schriftlich (Einwurf-Einschreiben)

Begründung: Kann nachgereicht werden

Häufige Fehler vermeiden

Diese Fehler verzögern den Antrag

Besonders wichtig bei Kontoauszügen

• Alle Seiten (auch leere Rückseiten!)
• Alle Konten (auch kaum genutzte)
• Lückenlose 3 Monate
• Keine Schwärzungen (außer bei Empfängern von Spenden)

Sonderfälle

Erstausstattung bei Erstantrag

Bei Erstbezug einer Wohnung können Sie beantragen:

• Möbel (Bett, Schrank, Tisch, Stühle)
• Haushaltsgeräte (Kühlschrank, Herd, Waschmaschine)
• Hausrat (Geschirr, Bettwäsche, Handtücher)

Antrag auf Erstausstattung separat stellen!

Umzug während des Antrags

Bei Umzug in anderen Bezirk:

• Neues Jobcenter wird zuständig
• Antrag mitnehmen lassen
• Neue Unterlagen (Mietvertrag) nachreichen

Kinder in der Bedarfsgemeinschaft

Für Kinder zusätzlich einreichen:

• Geburtsurkunde
• Schulbescheinigung
• Unterhaltsnachweis/-titel
• Kindergeld-Bescheid

Häufige Fragen

Wie lange dauert die Bearbeitung des Antrags?

Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt bei 4-8 Wochen. Bei vollständigen Unterlagen geht es schneller. Kompliziertere Fälle (Selbstständige, Vermögen) dauern länger. Bei Verzögerungen können Sie einen Vorschuss beantragen.

Ab wann bekomme ich Geld?

Ihr Anspruch beginnt ab dem 1. des Monats, in dem Sie den Antrag stellen - auch wenn Sie erst am 28. des Monats den Antrag stellen! Daher: Bei Hilfebedürftigkeit sofort formlos beantragen, auch wenn noch Unterlagen fehlen.

Was passiert, wenn mein Antrag abgelehnt wird?

Bei Ablehnung erhalten Sie einen Ablehnungsbescheid mit Begründung. Sie können innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Häufige Gründe für Ablehnung: Zu hohes Einkommen, zu viel Vermögen, fehlende Mitwirkung.

Muss ich persönlich erscheinen?

Für den Erstantrag wird oft ein persönlicher Termin empfohlen, ist aber nicht zwingend. Sie können auch online oder per Post beantragen. Für spätere Termine im Rahmen der Eingliederung sind persönliche Erscheinen meist Pflicht.

Welche Kontoauszüge muss ich einreichen?

Kontoauszüge der letzten 3 Monate, von ALLEN Konten (auch Sparkonten, Depots), ALLE Seiten (auch Rückseiten), LÜCKENLOS. Das Jobcenter prüft Einnahmen, Ausgaben und Kontostand.

Kann ich den Antrag zurückziehen?

Ja, Sie können den Antrag jederzeit zurückziehen. Bei Bewilligung sollten Sie dies schriftlich tun. Bereits erhaltene Leistungen müssen ggf. zurückgezahlt werden.

Fazit

Ein vollständiger Antrag ist der Schlüssel zur schnellen Bearbeitung. Nutzen Sie unsere Checkliste, um alle Unterlagen zusammenzustellen. Im Notfall reicht ein formloser Antrag zur Fristwahrung - die Unterlagen können Sie nachreichen.

Die wichtigsten Punkte:

• Antrag wirkt auf den Monatsersten zurück
• Vollständige Unterlagen = schnellere Bearbeitung
• Bei Ablehnung: Widerspruch innerhalb eines Monats
• Bei Notlage: Vorschuss beantragen

Weiterführende Informationen

• Neue Grundsicherung 2026: Alle Änderungen
• Regelsätze 2025/2026: Was steht mir zu?
• Allegro-System: Warum dauert die Bearbeitung?
• Beratungsstellen finden

Nutzen Sie auch unseren Grundsicherung-Rechner für eine individuelle Berechnung.

Quellen

• Bundesagentur für Arbeit: Bürgergeld beantragen
• SGB II: Sozialgesetzbuch Zweites Buch
• BMAS: Informationen zur Grundsicherung

Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: Dezember 2025

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Rechtlicher Hinweis: Die Informationen ersetzen keine Rechtsberatung. Bei Ablehnungen oder komplexen Fällen empfehlen wir, eine Sozialberatungsstelle zu konsultieren.