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Allegro-System: Warum dauert die Bearbeitung beim Jobcenter so lange? - Allegro IT-System der Bundesagentur für Arbeit: Warum Anträg

Allegro-System: Warum dauert die Bearbeitung beim Jobcenter so lange?

Viele Antragsteller kennen das Problem: Der Grundsicherungsantrag ist längst eingereicht, aber der Bescheid lässt auf sich warten. Ein Grund dafür ist das IT-System "Allegro" der Bundesagentur für Arbeit. Dieser Ratgeber erklärt, was Allegro ist, warum es zu Verzögerungen kommt und welche Rechte Sie haben.

Das Wichtigste in Kürze

Allegro und Verzögerungen:

  • Allegro ist das zentrale IT-System der Jobcenter seit 2023
  • Probleme: Systemausfälle, langsame Performance, Schulungsbedarf
  • Gesetzliche Frist: Bescheid innerhalb von 6 Monaten
  • Ihr Recht: Vorschuss bei langer Wartezeit, Untätigkeitsklage ab 6 Monaten
  • Tipp: Schriftliche Fristsetzung beschleunigt oft die Bearbeitung

Was ist das Allegro-System?

Hintergrund

Allegro ist das IT-Fachverfahren der Bundesagentur für Arbeit zur Bearbeitung von:

  • Bürgergeld-Anträgen (ab 2026: Grundsicherung)
  • Leistungsbescheiden
  • Änderungsmitteilungen
  • Sanktionen und Eingliederungsvereinbarungen

Einführung und Probleme

ZeitraumEntwicklung
Bis 2022Altes System A2LL
2023Schrittweise Einführung Allegro
2023-2024Massive Probleme bei Umstellung
2025Verbessert, aber weiterhin Engpässe

Bekannte Probleme

ProblemAuswirkung
SystemausfälleBearbeitung stockt für Stunden/Tage
Langsame PerformanceSachbearbeiter können weniger Fälle bearbeiten
Komplexe BedienungSchulungsbedarf, Fehleranfälligkeit
Schnittstellen-ProblemeDatenaustausch mit anderen Systemen gestört
DoppelerfassungManueller Aufwand bei Systemwechsel

Warum dauern Anträge so lange?

Systembedingte Ursachen

  1. IT-Probleme mit Allegro

    • Abstürze während der Bearbeitung
    • Langsame Ladezeiten (teils Minuten pro Maske)
    • Fehler bei Berechnungen müssen manuell korrigiert werden
  2. Schulungs- und Einarbeitungsbedarf

    • Mitarbeiter müssen neues System lernen
    • Weniger Routine = längere Bearbeitungszeit
    • Hohe Fluktuation verschärft das Problem
  3. Strukturelle Probleme

    • Personalmangel in vielen Jobcentern
    • Hohe Fallzahlen nach Corona-Krise
    • Komplexe Fälle (Selbstständige, Aufstockende)

Wie lange darf die Bearbeitung dauern?

PhaseMaximale Dauer
Erstbescheid6 Monate (§ 88 SGG)
FolgeantragIn der Regel schneller
Widerspruch3 Monate
ÄnderungsmitteilungZeitnah, keine feste Frist

Wichtig: Die 6-Monats-Frist ist die Grenze für eine Untätigkeitsklage, nicht die "normale" Bearbeitungszeit. Die meisten Anträge sollten deutlich schneller bearbeitet werden.

Ihre Rechte bei langer Wartezeit

1. Vorschuss beantragen

Bei dringendem Bedarf haben Sie Anspruch auf einen Vorschuss:

Voraussetzungen:

  • Antrag ist gestellt
  • Hilfebedürftigkeit ist wahrscheinlich
  • Bearbeitung verzögert sich

So beantragen Sie:

  1. Schriftlich beim Jobcenter
  2. Dringenden Bedarf schildern (Miete, Lebensmittel)
  3. Um zeitnahe Entscheidung bitten

Muster-Formulierung:

"Ich beantrage einen Vorschuss auf meine voraussichtlichen Leistungen gemäß § 42 Abs. 1 SGB I. Mein Antrag vom [Datum] ist seit [X Wochen/Monaten] unbearbeitet. Ich benötige dringend Mittel für [Miete/Lebensunterhalt]."

2. Fristsetzung

Setzen Sie dem Jobcenter schriftlich eine Frist:

Muster-Formulierung:

"Ich habe am [Datum] einen Antrag auf Grundsicherung gestellt. Bis heute habe ich keinen Bescheid erhalten. Ich setze Ihnen hiermit eine Frist bis zum [Datum + 2 Wochen] zur Bescheiderteilung. Sollte bis dahin kein Bescheid vorliegen, behalte ich mir rechtliche Schritte vor."

3. Untätigkeitsklage

Nach 6 Monaten ohne Bescheid können Sie klagen:

AspektDetails
FristAb 6 Monaten nach Antragstellung
ZuständigSozialgericht
KostenFür Sie kostenfrei
WirkungGericht setzt Jobcenter Frist
ErfolgsquoteHoch (meist schnelle Reaktion des JC)

Ablauf:

  1. Klage beim Sozialgericht einreichen
  2. Gericht informiert das Jobcenter
  3. Jobcenter reagiert meist schnell
  4. Bei Abhilfe: Klage erledigt, keine Kosten

4. Beratungshilfe

Bei rechtlichen Fragen haben Sie Anspruch auf Beratungshilfe:

  • Beim Amtsgericht beantragen
  • Für Geringverdiener und Leistungsempfänger
  • Anwalt berät dann kostenfrei

Praktische Tipps zur Beschleunigung

Was Sie tun können

MaßnahmeWirkung
Vollständige UnterlagenKeine Nachforderungen = schnellere Bearbeitung
Schriftliche NachfragenDokumentiert, erzeugt Handlungsdruck
Sachbearbeiter direkt kontaktierenPersönlicher Kontakt kann helfen
FristsetzungSignalisiert, dass Sie Ihre Rechte kennen
Vorschuss beantragenÜberbrückt die Wartezeit

Checkliste: Vollständige Unterlagen

Um Verzögerungen durch Nachforderungen zu vermeiden:

  • Personalausweis (Kopie)
  • Meldebescheinigung (falls gefordert)
  • Mietvertrag und letzte Nebenkostenabrechnung
  • Einkommensnachweise (letzte 3 Monate)
  • Kontoauszüge (letzte 3 Monate, alle Konten)
  • Vermögensnachweise (Sparbücher, Depots)
  • Versicherungsnachweise (Kranken-, Rentenversicherung)
  • Bei Kindern: Geburtsurkunden, Schulbescheinigungen

Was Sie NICHT tun sollten

  • Täglich anrufen: Bindet Ressourcen, beschleunigt nicht
  • Drohungen aussprechen: Verschlechtert die Zusammenarbeit
  • Falsche Angaben machen: Führt zu Rückforderungen und Strafen
  • Aufgeben: Sie haben Rechte – nutzen Sie sie!

Aktuelle Situation (2025/2026)

Verbesserungen bei Allegro

Die Bundesagentur für Arbeit hat nachgebessert:

  • Regelmäßige Updates zur Stabilität
  • Erweiterte Server-Kapazitäten
  • Zusätzliche Schulungen für Mitarbeiter
  • Vereinfachte Eingabemasken

Weiterhin bestehende Probleme

  • Personalmangel nicht gelöst
  • Komplexe Fälle weiterhin zeitaufwendig
  • Regionale Unterschiede bei Bearbeitungszeiten

Regionale Unterschiede

RegionTendenz
GroßstädteOft längere Wartezeiten (hohe Fallzahlen)
Ländliche GebieteTeils schneller, aber auch Personalmangel
Neue BundesländerUnterschiedlich, oft besser besetzt

Häufige Fragen

Wie lange dauert die Bearbeitung normalerweise?

Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt bei 4-8 Wochen für Erstanträge. Bei vollständigen Unterlagen kann es schneller gehen. Die gesetzliche Obergrenze für eine Untätigkeitsklage liegt bei 6 Monaten.

Was ist Allegro und warum verursacht es Probleme?

Allegro ist das IT-System der Jobcenter seit 2023. Die Umstellung vom Vorgängersystem A2LL führte zu technischen Problemen: Systemausfälle, langsame Performance und erhöhtem Schulungsbedarf. Das bindet Ressourcen und verlängert die Bearbeitungszeiten.

Kann ich einen Vorschuss bekommen, während ich auf den Bescheid warte?

Ja, bei dringendem Bedarf (Miete, Lebensunterhalt) haben Sie Anspruch auf einen Vorschuss nach § 42 SGB I. Beantragen Sie diesen schriftlich beim Jobcenter und schildern Sie Ihre Notlage. Der Vorschuss wird später mit dem Bescheid verrechnet.

Ab wann kann ich eine Untätigkeitsklage einreichen?

Nach 6 Monaten ohne Bescheid können Sie beim Sozialgericht Untätigkeitsklage einreichen. Das Verfahren ist für Sie kostenfrei. Meist reagiert das Jobcenter schnell, sobald das Gericht informiert.

Muss ich einen Anwalt für die Untätigkeitsklage beauftragen?

Nein, Sie können die Klage selbst einreichen. Ein einfaches Schreiben an das Sozialgericht genügt. Wenn Sie unsicher sind, können Sie Beratungshilfe beim Amtsgericht beantragen und sich kostenfrei anwaltlich beraten lassen.

Was kann ich selbst tun, um die Bearbeitung zu beschleunigen?

Reichen Sie vollständige Unterlagen ein (siehe Checkliste oben). Setzen Sie dem Jobcenter schriftlich eine Frist. Fragen Sie nach dem Sachstand und notieren Sie sich den Namen des Sachbearbeiters. Bei dringendem Bedarf beantragen Sie einen Vorschuss.

Fazit

Das Allegro-System hat seit seiner Einführung zu Verzögerungen bei vielen Jobcentern geführt. Als Antragsteller haben Sie jedoch Rechte: Vorschuss bei dringendem Bedarf, Fristsetzung und nach 6 Monaten die Möglichkeit zur Untätigkeitsklage.

Unsere Empfehlungen:

  • Unterlagen vollständig einreichen
  • Frühzeitig nachfragen (schriftlich!)
  • Bei Not: Vorschuss beantragen
  • Nach 6 Monaten: Untätigkeitsklage erwägen

Weiterführende Informationen

Quellen

Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: Dezember 2025


Rechtlicher Hinweis: Die Informationen ersetzen keine Rechtsberatung. Bei einer Untätigkeitsklage kann anwaltliche Beratung sinnvoll sein – nutzen Sie ggf. die Beratungshilfe.